Es gibt Erinnerungen, die keinen Anfang haben. So ist es mit der Malerei in Kerstin Puhlmanns Leben. Schon bevor sie schreiben konnte, griff sie zu Stiften, zu Farben – zu allem, was Spuren hinterließ. Die Welt war für sie nie nur das, was sie war, sondern immer auch das, was sie sein könnte. In dieser Möglichkeit, in diesem „Noch-nicht-Seienden“, begann ihr künstlerischer Weg.
Nach sechs Jahren Grundschule führte ihr Weg an das Askanische Gymnasium, wo Kunst bald zum Mittelpunkt ihres Lernens wurde. Als es um die Wahl der Leistungskurse ging, fiel die Entscheidung leicht: Kunst wurde ihr Hauptfach – und ihr erstes bewusstes Bekenntnis zu dem, was sie immer schon war.
Die Malerei zog sich wie ein feiner, roter Faden durch alle Phasen ihres Lebens – manchmal leise im Hintergrund, dann wieder kraftvoll und bestimmend. Es gab Zeiten, in denen die Kunst in ihr ruhte, und andere, in denen sie laut und drängend durch sie sprach. In den letzten Jahren ist dieser innere Dialog wieder stärker geworden. Mit neuer Energie und tieferem Bewusstsein hat Kerstin Puhlmann ihre künstlerische Arbeit neu belebt und weiterentwickelt.








Für sie ist Kunst weit mehr als Ausdruck oder Handwerk. Sie ist Sprache – eine, die dort beginnt, wo Worte enden. Sie ist Rückzugsort, Spiegel und Richtung zugleich. Als Kind schuf sie mit dem Pinsel Welten, wenn die echte zu laut wurde. Als Jugendliche fand sie in der Malerei die Freiheit, Dinge zu sagen, für die es keine Sprache gab. Heute malt sie nicht nur, um zu zeigen, sondern um zu verstehen: sich selbst, die Welt und das, was zwischen beidem liegt.
Ihre Werke erzählen von Stille und Bewegung, von Innenräumen und dem, was sich darin verwandelt. Sie entstehen aus Gefühl, Erinnerung und einem feinen Gespür für das Unausgesprochene. Kerstin Puhlmann malt, um das Unsichtbare sichtbar zu machen – nicht laut, nicht schrill, sondern in jener ruhigen Intensität, in der Farbe zu Bedeutung wird.
Denn wenn die Welt zu laut wird, antwortet sie mit Farbe. Und jedes Bild ist eine Antwort – ein stilles Gespräch zwischen Innen und Außen, zwischen Sein und Werden, zwischen der Welt, wie sie ist, und der, wie sie sein könnte.